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Tickets bei Fansale handeln: Gute Idee?

Erfahrungen beim Ticket-Verkauf mit Eventim.de und Fansale.de | 07.06.2018

Egal, ob zum Geburtstag oder zu Weihnachten: Ein Ticket für eine Veranstaltung ist meiner Meinung nach immer ein schönes Geschenk. Dies gilt besonders dann, wenn die Entscheidung, was verschenkt werden könnte, schwerfällt. Für mich ist dann Eventim immer die erste Anlaufstelle. Und dies soll keine Werbung sein! Die Website ist leicht zu bedienen und ich finde jede Veranstaltung, die ich suche. Der Vorteil ist auch die Möglichkeit, Punkte zu sammeln und diese auf Bestellungen einzulösen. Bei entsprechenden Ticketpreisen (siehe diesen Blogbeitrag) kann dann schnell etwas auflaufen.

Vor kurzem sollten es mal wieder Karten für ein Konzert sein. Genauer gesagt für das Rolling Stones Konzert in Berlin. Saftige Preise wurden aufgerufen, jedoch nimmt der Markt, was die Kunden geben. Und angesichts dessen, dass es ein Geschenk zum 60. Geburtstag werden sollte, waren die 354 € je Karte schnell ausgegeben. Alles (abgesehen vom Preis) so gewöhnlich wie immer, erfreulich, unkompliziert und fix. Aber dann hieß es plötzlich: Das Geschenk kann nicht verschenkt werden!

Was also plötzlich tun mit den Karten? Verfallen lassen? Ich denke nicht. Zurückgeben? Nicht möglich. Was bleibt, ist der Weiterverkauf. Und damit begann vor drei Monaten meine Odyssee.

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Was war eigentlich passiert?

Mein Vater stand kurz davor, 60 Jahre zu werden. Was kann ich da schenken? Wobei "ich" eher ein „wir“ war. Die Idee, meinen Vater zu den Großvätern der Rock-Musik zu schicken, erschien uns/mir großartig. Eigentlich ist er mehr der Udo Lindenberg-Fan. Aber ich denke, es hätte ihn erfreut. Also fix die Karten gekauft und mental auf den Akt des Verschenkens vorbereitet.

Nun verhielt es sich so, dass meine Eltern zum Zeitpunkt des Konzertes einen dreiwöchigen Urlaub mit Freunden planten. Da dieser Urlaub schon seit langer Zeit geplant war, war ich mir dessen nicht mehr bewusst. Plötzlich war ich stolzer Besitzer von zwei Tickets für die Stones im Wert von 704 € für ein Konzert, ohne wirkliche Möglichkeit, das Konzert zu besuchen (genauer gesagt, besuchen zu wollen).

Rückgabe von Tickets?

Die erste Idee war natürlich, die Tickets zurückzugeben. Immerhin war der "Fehler" schnell aufgefallen. Was beim Online-Shopping kein Problem ist, stellt sich im Bereich des Tickethandels als unmöglich heraus.

Bei Eventim heißt es im F.A.Q.-Eintrag dazu:

> Bei Verträgen zur Dienstleistungserbringung im Zusammenhang mit Freizeitbetätigungen besteht kein Widerrufsrecht, wenn diese für die Erbringung einen spezifischen Termin oder Zeitraum vorsehen. Jede Bestellung von Eintrittskarten ist damit unmittelbar nach Bestätigung durch uns bindend und verpflichtet zur Abnahme und Bezahlung der bestellten Karten. (Quelle: Eventim.de, Aufruf am 07.06.2018) >

Das Problem ist § 312 g Abs. 2 Satz 1 Nr. 9 des BGB. Dort steht, dass es keinen Widerruf gibt, wenn „der Vertrag für die Erbringung einen spezifischen Termin oder Zeitraum vorsieht“. Und dies ist bei einem Konzert der Fall.

Somit bewegt sich Eventim im rechtlichen Rahmen. Ein Umstand, der für mich als Kunde natürlich nicht optimal ist, für Eventim aber (anscheinend) notwendig.

Tickets auf dem Zweitmarkt verkaufen, wenn ich darf!

Gut, die Rückgabe ist also ausgeschlossen. Nun wollte ich die Tickets verkaufen. Ich erinnerte mich an einige Artikel im Kontext des Handels von Tickets für Fußballspiele und dass es vorgekommen ist, dass der Weiterverkauf von einigen Tickets nicht möglich ist. Gibt es also eine rechtliche Determinante, die meinen privaten Weiterverkauf verhindert?

Ganz klar: Nein. Der Weiterverkauf von Tickets ist grundsätzlich frei. Allerdings gibt es einige Besonderheiten, die den Verkauf erschweren: Der Veranstalter hat das letzte Wort. Dies bedeutet, dass alles Mögliche in den AGB stehen darf (solange nicht vom Gesetzgeber irgendwo irgendwie verboten). So kann der Veranstalter entscheiden, ob die Tickets personalisiert werden und so nur die Kunden auf das Konzert oder in das Stadion dürfen, bei denen der Name auf dem Ticket und im Personalausweis übereinstimmt.

Auch bei der Höhe des (Weiterverkauf-)Preises gibt es in einigen Bereichen (zumindest im Fußball) eine magische Grenze: Bei bis zu 15 Prozent über dem OVP wird niemand böse. Das steht in der Süddeutschen und auch ganz aktuell beim MDR auf der Website (Backup der Website hier).

Aber was genau bedeutet es, wenn jemand »böse« wird. Letztlich regelt die Veranstaltung die Nachfrage und die Abmahnbereitschaft der Marktmitbewerber, wie aggressiv gegen Weiterverkäufe vorgegangen wird. Wenn ein Zweitmarkthändler anscheinend das große Geschäft mit den Tickets macht, will der Erstmarkthändler vermutlich daran verdienen. Denn den Preis, den der Zweitmarkthändler aufruft, ist jener, den Kunden auch auf dem Primärmarkt gezahlt hätten. Es geht also um einen höheren Gewinn.

Es kann aber auch vorkommen, dass die Künstler selbst gegen den Weiterverkauf vorgehen. Warum? Sie könnten auf diesem Weg verhindern, dass Wucherpreise für die Konzerte aufgerufen werden. Auch könnten Fans, die auf dem Zweitmarkt keine Chance hätten, sich so eventuell an rückläufigen Kontingenten am Erstmarkt versuchen. Dies setzt aber die Möglichkeit der Rückgabe voraus. Oder eben einer entsprechend hohen Abmahnbereitschaft.

In diesem Zusammenhang erscheinen die 15 Prozent gerechtfertigt, so wird dem Endkunden ein Handel ermöglicht, ohne das ganze "Geschäft" in Wucher ausufern zu lassen. Der Handel zwischen Freunden, innerhalb der Familie oder den Kollegen, lässt sich kaum kontrollieren. Auch wird hier vermutlich weniger um des Geldes willens mit den Karten gehandelt.

Die Zweitmarkt-Plattformen

Mit dem Weiterverkauf mit Karten lässt sich also Geld verdienen. Und dies ist auch der Grund, warum auf den erfolgreichsten kostenlosen Portalen für Kleinanzeigen Ticket-Annoncen direkt gesperrt werden. Wer auf eBay-Kleinanzeigen ein Ticket einstellen will, erhält kurz darauf eine E-Mail mit der Information, dass „leider“ keine Tickets auf dieser Plattform gehandelt werden dürfen. In dieser E-Mail heißt es dann:

E-Mail von eBay (Ein Klick hier zeigt die gesamte E-Mail)

Also auf eine andere Plattform wechseln! Warum? Weil Karten anscheinend so lukrativ sind, dass Anbieter wie Eventim, eBay und Co damit gutes Geld verdienen können. Bedauerlicherweise habe ich feststellen dürfen, dass auch bei Facebook die Anzeigen schnell gelöscht werden.

Bei Facebook kommt dann noch hinzu, dass viele Menschen denken, ein Feedback geben zu müssen. Feedback ist großartig und erwünscht – aber bitte nur konstruktiv. Und mir ist natürlich klar, dass für viele Menschen es niemals infrage kommt, 700 € für zwei Karten auszugeben. Ich muss zugeben, dass ich mich darüber geärgert habe. Aber dies ist die Facebook-Kultur: Motzen ohne Ende. Besonders außerhalb der eigenen Filterblase wird einem dies bewusst.

Ich habe also erkannt, dass es schwer wird, die Karten zum OVP zu verkaufen. Denn dies war – ich weiß, unglaublich – meine Absicht. Und da niemand im Bekannten- und Freundeskreis Interesse hatte (700 € zu investieren) musste ich in den sauren Apfel beißen und daher auf diese bösen Zweitmarktplattformen wechseln (siehe MDR-Artikel).

Welche Plattform also wählen?

Ich verglich im nächsten Schritt ein paar Preise. Erkenntnis: Alle nehmen 10 %. Nur Viagogo ist zum Teil deutlich teurer für alle Beteiligten. Mein erster Versuch war die 10 % auf den Käufer abzuwiegeln. Aber schnell stellte sich heraus, dass zu viele Karten zum OVP bei Eventim und Co verfügbar waren und sich ein Kauf für viele nicht lohnte. Was blieb? Runter mit dem Preis und rein in die Verlustzone.

In 20€-Schritten reduzierte ich den Preis. Am Ende verkaufte ich die Karten für 640 € an einen (anscheinend) netten Menschen in München (wo auch sonst).

Aber welche Plattform nutze ich nun? Es war fansale.de. Diese Plattform gehört Eventim.de. Damit hat also Eventim zweimal an meinem Unglück Geld verdient. Im zweiten Fall sogar richtig viel, da ich nicht davon ausgehe, dass die Gewinnmarge beim Erstmarkt 10 % beträgt.

Der große Vorteil ist, dass ich aus Eventim.de direkt nach Fansale.de die zu verkaufenden Tickets exportieren konnte. Wirklich hervorragend implementiert. Auch der Log-in funktioniert auf beiden Seiten automatisch mit den gleichen Daten. Somit waren meine Karten als „Original“ garantiert und dank des Preises auch „fair“.

Der Rest ist Geschichte

Der besagte Herr aus München entschied sich für den Kauf. Daraufhin erhielt ich eine Informationsmail von Fansale.de:

Fansale Verkaufsbestätigung Bild Vergrößern

Interessant ist natürlich der Part der Gebühren:

Fansale Gebühren Bild Vergrößern

Gäbe es eine Plattform mit einem geringeren Gebührensatz, hätte der Käufer gespart und ich weniger verloren.

Über Fansale.de gelangte ich zu einer Seite, auf der ich den Abholtermin durch UPS wählen und das Versandetikett drucken konnte. Ich hätte mir mehr Flexibilität bei der Abholung gewünscht – zumindest konnte ich aber aussuchen, wo mich der UPS-Bote antrifft.

Fansale wartet lange mit der Auszahlung

Leider musste ich feststellen, dass die Auszahlung mit Fansale lange dauert. Die Karten wurden am 11. gegen 11 Uhr beim Käufer vom UPS-Boten abgegeben. Die Gutschrift auf mein Konto erfolgte sieben Tage später am 18., was über den angegebenen zwei bis 3 Werktagen liegt.

Fazit

Was habe ich aus den letzten 3 Monaten gelernt: Vorher prüfen, ob die beschenkte Person Zeit hat! Und dass jeder versucht, möglichst viel Profit herauszuschlagen. Würde Eventim.de im Interesse der Kundinnen und Kunden handeln, würde es keine prozentuale Gebühr geben, sondern einen festen Satz.

Der Handel mit Tickets auf dem Primärmarkt scheint so gestaltet zu sein, dass Kunden, die Karten nicht mehr benötigen, auf den Zweitmarkt gezwungen werden. Diese Praxis ist für den einfachen Endverbraucher nicht gerecht. Hier wird also ganz klar nicht im Sinne des Kunden bzw. der Fans gehandelt. Eine Lösung? Eine Lösung kann ein Rückgaberecht für die Kunden auf Plattformen wie Eventim sein. Da dies aber mit zu hohem Risiko behaftet ist, wäre zumindest eine günstigere Plattform eine Alternative. Wenn ich mir aber die Entwicklung in letzter Zeit ansehe, vermute ich, dass Eventim in erster Linie Geld auf Kosten der Fans machen will. So ist die umstrittene Gebühr für das Ausdrucken von Karten noch immer nicht abschließend abgeschafft.

Niemand muss hier oder dort kaufen

Natürlich zwingt mich niemand Karten bei Eventim oder anderen Anbietern zu kaufen. Es ist aber so, dass neben den großen Anbietern kaum Kontingente zur Verfügung stehen. Selbst der Kauf vor Ort an den Kassen der Veranstaltungsorte gelingt immer seltener. Wer selbst verkauft, muss die gesamte Logistik abbilden. Und dies kostet Geld.

Am Ende steht der Fan vor der Entscheidung: Kaufen bei einem großen Anbieter oder nicht auf das Konzert gehen.

Konsequenzen für mein persönliches zukünftiges Verhalten

Werde ich aber weiterhin Karten kaufen? Ja, denn als Geschenk ist es noch immer schön. Jedoch werde ich zukünftig vermehrt auf alternativen Plattformen versuchen, Karten zu erwerben. Eventuell finde ich ja irgendwo irgendwann einen zu 100 % kundenorientierten Anbieter.