Warum ich auf Amazon verzichte – Kritik, Alternativen & Einblicke vom Dunklen Parabelritter | 10.12.2024
Ich weiß, ich habe schon öfter darüber geschrieben, wie schwierig es ist, auf Amazon zu verzichten und welche Probleme ich mit dem Konzern habe. Mein erster Versuch, Amazon den Rücken zu kehren, endete damit, dass ich mir Schritt für Schritt Alternativen gesucht habe. Später berichtete ich darüber, warum ich noch immer auf Amazon verzichte, insbesondere wegen des enttäuschenden Kundenservice und der immer weiter sinkenden Produktqualität. Und jetzt gibt es wieder neuen Stoff: Der Dunkle Parabelritter – ein bekannter YouTuber, der sich sonst eher mit kritischen Analysen von Bands, Events oder politisch brisanten Themen beschäftigt – hat kürzlich selber Amazon ins Visier genommen und dabei ordentlich Kritik geäußert. Das Video mit dem Titel "Der Untergang von AMAZON" gibt es natürlich auf YouTube
Auch wenn der Dunkle Parabelritter gewöhnlich ein anderes Publikum anspricht, passen seine jüngsten Aussagen perfekt in meine kleine Serie an Anti-Amazon-Beiträgen. Er hat all das angeprangert, was viele von uns schon lange nervt, nur eben mit noch etwas mehr Reichweite und Wumms. Zeit also, dass ich seine Kritik aufgreife und noch einmal einige der wesentlichen Punkte unterstreiche, die Amazon so problematisch machen.
Einer der Hauptkritikpunkte ist die moralische Schieflage, auf der Amazons Geschäftsmodell schon lange balanciert. Wir alle haben von den miesen Arbeitsbedingungen gehört, die selbst in Hochphasen rund um Weihnachten von den Medien aufgegriffen werden. Doch auch abseits von Bestell- und Retouren-Peaks leiden viele Arbeiter*innen unter enormem Druck und fragwürdigen Arbeitszeiten. Darüber hinaus optimiert Amazon seine Strukturen gezielt, um so wenig Steuern wie möglich zu zahlen – und das, obwohl sich der Konzern global als unentbehrlicher Dienstleister darstellt.
Datenschutz? Ebenfalls ein Minenfeld. „Alexa, hörst du mich eigentlich die ganze Zeit ab?“ – Diese Frage ist nicht unberechtigt. Doch selbst wer auf smarte Lautsprecher verzichtet, bleibt mit Datensammelei konfrontiert. Amazon erfährt durch seinen Plattformcharakter nahezu alles über unser Kaufverhalten, unsere Vorlieben und Gewohnheiten. Dass hier immer wieder Zweifel an der Sicherheit dieser Daten auftauchen, ist nicht weiter verwunderlich.
Sicherlich kann man behaupten, dass die Plattform dadurch „offener“ ist, weil praktisch jede/r über Amazon verkaufen kann. Doch dieser Wildwuchs führt dazu, dass es nicht nur fragwürdige Produkte wie „Heilmittel“ aus dubiosen Quellen gibt, sondern sogar Artikel, die inhaltlich extrem problematisch sind. Man hat schon von Nazi-Souvenirs gehört, die auf Amazon auftauchten, oder von absurden „Gesundheits“-Produkten, deren Wirksamkeit mehr als zweifelhaft ist. Das alles wirft Fragen auf: Prüft hier niemand die Angebote? Oder ist der Profit wichtiger als Moral?
Neben dem moralischen Dilemma gibt es die alltäglichen, ganz praktischen Probleme: miese Qualität, Fake-Bewertungen, falsche Lieferungen. Das Vertrauen in das einst so verlässliche System schwindet. Früher war Amazon immerhin dafür bekannt, schnelle Lieferung, top Kundenservice und zumindest mittelmäßige Produktqualität zu bieten. Heute muss man aufpassen, nicht an einen Drittanbieter zu geraten, der gefälschte Produkte oder schlecht verarbeitete Ware anbietet. Rückerstattungen sind auch nicht mehr so easy wie früher – man fühlt sich als Kunde oft alleingelassen.
Während Kunden sich über nachlassenden Service ärgern, sitzen Händler mittlerweile zwischen den Stühlen. Wer auf Amazon verkaufen will, muss hohe Gebühren hinnehmen und erkennt schnell, dass sich die Plattform ihre Marktmacht teuer bezahlen lässt. Dazu kommt: Amazon nutzt scheinbar die Daten der Händler, um eigene Produkte zu entwickeln, diese besser zu platzieren und damit unabhängige Anbieter aus dem Rennen zu kicken. Die „Buybox“-Platzierung wird so zum Wirtschaftskrimi, in dem die Fairness schnell auf der Strecke bleibt. Dreht man sich dann noch um, stellt man fest, dass durch „Commingled Inventory“ (das Vermischen von Lagerbeständen) manchmal gar nicht klar ist, von welchem Händler das bestellte Produkt überhaupt stammt.
Wir alle wissen, dass Amazon den Markt dominiert. Doch was bedeutet das für uns? Als Kunden können wir nur schwer auf Alternativen ausweichen, weil so viele Händler längst abhängig von Amazon sind. Günstige Preise und superschnelle Lieferung sind kein Selbstzweck mehr, sondern ein Lockmittel, um uns an die Plattform zu binden. Die Folge ist eine spiralförmige Abwärtstendenz, bei der am Ende Qualität, Fairness und Moral auf der Strecke bleiben.
Was einst als kundenorientiertes Unternehmen mit hervorragendem Service startete, wirkt heute wie ein riesiger Profitmotor, der einfach alle Hebel in Bewegung setzt, um den Gewinn zu maximieren. Der Service ist zwar noch da, aber eher ein Lippenbekenntnis. In Wahrheit geht es um Marktanteile, Daten und Einfluss. Das hat der Dunkle Parabelritter sehr treffend verdeutlicht, und ich kann dem nur zustimmen.
Wir dürfen nicht vergessen: Amazon ist längst nicht mehr nur ein einfacher Shop. Die Firma betreibt Cloud-Services, Streaming-Angebote, Werbeplattformen, Logistikzentren und vieles mehr. Der E-Commerce ist nur ein Teil des Kuchens. Amazon ist ein globaler Player, eine Plattformwirtschaft für sich. Und mit diesem Status geht enorme Macht einher.
Die Probleme hören hier nicht auf: Es wird immer wieder berichtet, dass Produkte mit falschen ASINs (Produktcodes) versehen werden, um sie bei Reklamationen nicht korrekt zurückverfolgen zu können. Rezensionen lassen sich manipulieren, indem Schrottware hochgerankt und echte Konkurrenz verdrängt wird. Suchergebnisse sind dann nicht mehr ehrlich, sondern folgen einer Logik, die Nutzer*innen in die Irre führt.
Der Dunkle Parabelritter hat den Finger in die Wunde gelegt. Es ist nicht nur meine persönliche Abneigung gegen Amazon, sondern es gibt genügend objektive Gründe, diese Plattform kritisch zu sehen. Wer jetzt sagt: „Na und? Dann bestelle doch einfach woanders!“, hat den Kern des Problems nicht verstanden. Natürlich ist es schwierig, konsequent ohne Amazon auszukommen, und ich selbst bin noch immer dabei, Alternativen aufzubauen. Aber je mehr wir darauf achten, wo wir unsere Produkte kaufen, desto eher lassen sich zumindest kleine Veränderungen anstoßen.
Es geht nicht darum, Amazon von heute auf morgen vollständig aus unserem Alltag zu verbannen. Aber es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, wie mächtig diese Plattform geworden ist – und zu welchem Preis. Wir sollten uns fragen, ob wir wirklich immer das billigste und schnellste Produkt brauchen, oder ob es nicht sinnvoller ist, auch mal ein paar Tage länger zu warten, um dafür von einem lokalen Händler zu kaufen, der für faire Bedingungen steht.
Der Dunkle Parabelritter hat es ausgesprochen. Und vielleicht wird auch bei dir irgendwann klar: Der scheinbar einfache Weg hat eben doch seinen Preis.